Wissenswertes

Ich möchte hier nach und nach wissenswertes über Anatomie, Physiologie und Gesundheit einstellen. Für alle die Interesse daran haben, etwas mehr über ihren Körper zu erfahren. Ich werde die Themen/Strukturen nur angerissen vermitteln, für alles andere gibt es sehr gute Literatur zum Nachschlagen. 

Viel Spaß 

 

 

Das Ventrikelsystem oder: Der Ventrikuläre Vogel

 

Das Ventrikelsystem liegt inmitten unseres Gehirns und beeinhaltet Liquor cerebrospinalis (Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit). Es gibt 4 Ventrikel (Hohlräume), in denen Liquor gebildet wird. Jeder Hohlraum hat ein eigenes Adergeflecht, die Plexus Coroidei, die Liquor bilden. Das Ventrikelsystem nennt man auch innerer Liquorraum, hierin befindet sich ca 30ml Flüssigkeit. Der äußere Liquorraum ist der Subarachnoidalraum, der ca 120ml Flüssigkeit beeinhaltet. Hierin schwimmt unser Gehirn. 2- 4x täglich wird der Liquor erneuert. Vor allem nachts findet ein sogenanntes Brainwashing statt, dass die "Altlasten" des Tages abtransportiert und das System kann sich erholen. 

Aber warum nennt man es den Ventrikulären Vogel?

Ganz einfach - er gleicht Einem. 

(Das Bild zeigt einen Ausguss eines Ventrikelsystems. Hinten unten der kleine Zipfel ist eigentlich viel länger, läuft als Zentralkanal bis zum Filum terminale)

 

Die beiden seitlichen Ventrikel sind die Flügel, nach oben schlagend (Ventrikel 1 & 2), der Rumpf mit Kopf und Schnabel in der Mitte 3. Ventrikel), die untere Verdickung, der Schwanzansatz (4. Ventrikel), der durch das Rückenmark als Zentralkanal die Wirbelsäule hinunter fließt. Der Osteopath kann dieses "fließen" als Fluktuation, einer Art Wellenbewegung spüren. Nicht nur dort, sondern am ganzen Körper. Diese Bewegungen können gestört und die Ursachen vielfältig sein. 

Wenn wir weiter schauen, so wird der Vogel auch als das ICH bezeichnet. Der 3. Ventrikel ist die Mitte des Vogels. Dort gibt es vorne Verbindungen zur Sehnervenkreuzung und der Hypophyse (Schnabel) und hinten am 3. Ventrikel gibt es eine Tasche, in die sich die Zirbeldrüse oder Epiphyse schmiegt. Des weiteren hat das Ventrikelsystem Verbindungen zum Großhirn, dem Zwischenhirn, dem Mittelhirn und dem Rautenhirn.

 

Die Zirbeldrüse ist noch längst nicht vollständig erforscht. Wir wissen aber, dass sie für den Schlaf-Wachrhythmus und den zirkadianan Rhythmus (innerer Rhythmus innerhalb von 24h) zuständig ist durch das Produzieren des Hormons Melatonin. Des weiteren produziert sie Dimethyltriptamin, eine Art Hallozinogen, welches die Wahrnehmung und Gedankenstrukturen verbessert.

Man spricht auch vom Dritten Auge, knapp oberhalb zwischen unseren Augenbrauen, welches in der Literatur auch oft gleichgesetzt wird mit der Zirbeldrüse. Es gibt Meditationen und Übungen, um dieses Dritte Auge zu öffnen, um seine eigene Intuition zu verbessern. Wird einem sprichwörtlichen den Vogel gezeigt, so zeigt er auf das Dritte Auge, er zeigt auf den 3. Ventrikel, die Zirbeldrüse, in der Mitte des Gehirns. 

Unser Ventrikuläres System ist eine enorm wichtige Struktur, die großen Anteil hat an unserer Gesundheit. Wie es uns geht - körperlich und emotional. Haben wir einen guten Ausdruck, eine gute "Welle", sind wir im fluss, haben wir genug Energie und es geht uns gut. Wie immer ist es unser gesamter Körper der arbeitet, ständig seine Balance, seine Homöostase sucht und alles dafür tut, damit wir gesund bleiben.

Denken wir also ab und an an unseren Vogel und danken unserem Körper für die Meisterleistungen, die er Tag und Nacht vollbringt.

 

Narbengewebe behandeln

Jeder hat mindestens eine Narbe. Ob von Operationen, Unfällen oder Stürzen aus unserer Kindheit. Narben erzählen eine Geschichte, geben einem auch zuweilen das gewisse Etwas. Manche Narben haben wir sogar völlig vergessen, sie sind ein Teil von uns geworden. Leider gibt es aber auch solche, die uns stören, die schmerzen oder auch Taubheitsgefühl der Narbe und der umliegenden Haut verursachen.

Narben können unterschiedlich aussehen, von eingezogen, gerötet, blass, über wuchernd, zu hart oder zu weich sein. Sie können die normalen Körperfunktionen stören, da sie über die Head´schen Zonen (Hautareale, die mit Organen in Verbindung stehen), den Meridianen und dem vegetativen Nervensystem verbunden sind. Weiterhin hat man herausgefunden, dass Narbengewebe Erinnerungen speichern. Sie haben wie das Gehirn auch, ein Traumagedächtnis. Das geschieht vor allem über eine Anzahl sympathischer Nervenendigungen. Behandelt man Narbengewebe, so können Traumen daraus gelöst werden. Das sollte jedem bewusst sein, der Narben behandelt. Es kann zu Bildern und Träumen, aber vor allem zu Emotionen kommen, wie diese Narbe entstanden ist. 

Ich finde es einfach wichtig, dass jeder darum weiß. Das eine Narbe nicht einfach eine Schädigung der Oberhaut ist, sondern tiefer durch mehrere Schichten geht und dass sie unsere Gesundheit negativ beeinflussen können. Deshalb sollten wir uns um unsere Narben kümmern. Das können wir selbst tun, durch tägliche Massagen der Narbe mit Ölen (spezielle Narbenpflegeöle oder Johanniskrautöl) oder auch mit Hilfsmitteln wie Narbenstifte (hier auf dem Bild ein Penzel Messingstift). Dabei kann man mit etwas Druck über die Narbe streichen, mit dem Stift auch gerne um die Narbe herum, denn unter der Oberfläche ist die Narbe oftmals größer.  Man kann die Narbe zwischen den Fingern rollen und sie in die verschiedenen Richtungen anheben. Wir mobilisieren damit das Gewebe, die Durchblutung wird gefördert, die einzelnen Gewebsschichten können sich untereinander wieder verschieben und die vorhandenen Verklebungen lösen sich nach und nach auf. Am besten ist es natürlich, wenn wir uns so früh wie möglich um unsere Narben kümmern (frühestens 5 Tage nach einer Operation), aber es ist nie zu spät damit anzufangen. Ihr Körper wird es Ihnen danken.

 

Die Fontanellen (altfranz.: "Kleine Quelle")

Der kleine Mensch kommt auf die Welt mit 6 Fontanellen (lat.: Fonticuli cranii). Man könnte sie als Lücken zwischen den noch wachsenden Schädelknochen bezeichnen. Die größte Fontanelle (Fonticulus anterior od. major) ist rautenförmig und liegt oben mittig des Kopfes. Ihr wird die meiste Aufmerksamkeit geschenkt und sie bleibt auch am längsten offen. Sie schließt sich ca. im 2. Lebensjahr. Die kleinere und dreieckige Fontanelle (Fonticulus posterior od. minor) sitzt weiter hinten und schließt sich etwa im 3. Monat. Die zwei paarig angelegten Fontanellen an der Seite des Schädels sind sehr klein und kaum tastbar. 

Die Schädelknochen selbst wachsen als knöcherne Platten in einer Mesenchymmembran (Bindegewebe). Das Knochenwachstum geht von seiner Mitte aus und strahlt wie ein Stern in seinem Wachstum nach außen (auf dem Bild als strahlenförmige Linien zu erkennen).

Die Fontanellen entsprechen somit der Membran, in der die Schädelknochen wachsen. Wenn das Baby schreit kann es sich durch den entstehnden Druck etwas nach außen wölben. Ist das Baby in aufrechter Position, dann sinkt die Fontanelle leicht ein, liegt es, so ist sie plan oder etwas vorgewölbt. Ebenso ist der Puls dort tastbar.

Wäre der Schädel schon vollständig knöchern, so könnte er sich unter der Geburt nicht anpassen. Auch könnte das Hirn nicht weiter wachsen. Die Natur hat also ein großes Meisterwerk vollbracht - unsere Kinder.

 

(Bild: Funktionelle Embryologie, Rohen/ Lütjen-Drecoll, 4.te Auflage)

 

 

Das Nervensystem – was passiert wenn wir dauergestresst sind?

 

Das vegetative Nervensystem steuert unseren Organismus mit allen lebenswichtigen Körperfunktionen. Es besteht aus 2 Anteilen. Dem Parasymphatikus und dem Symphatikus. Man nennt es auch das autonome Nervensystem – es kann also nicht willentlich gesteuert werden. Der Symphatikus ist für alle Regulationen im Körper zuständig, die für Flucht oder Kampf stehen (fight or flight). Der Körper ist also bereit für eine hohe körperliche Leistung oder andere größere Stresssituationen. Als Beispiel: er erhöht die Herztätigkeit und den Blutdruck (gesteigerte Durchblutung der Muskeln, sie werden besser mit Sauerstoff versorgt), erweitert die Bronchien (mehr Sauerstoff); bewirkt eine Pupillenvergrößerung (mehr Lichteinfall - besseres Sehen), greift in den Stoffwechsel ein- Glykoseabbau (bereitstellen von Zucker als Energie), er erhöht den Adrenalinspiegel und die Sekretion der Schweißdrüsen wird angeregt. Gleichzeitig setzt er die Funktionen herab, die wir für Kampf oder Flucht nicht benötigen wie: die Darmtätigkeit (hier hemmt es auch die Ausschüttung von Verdauungsenzymen v.a. Speicheldrüsen und Bauchspeicheldrüse) und die Durchblutung der Niere, somit wird weniger Urin produziert und zusätzlich wird der Schließmuskel der Blase aktiviert.

Das Parasymphatische System mit seinem wichtigen 10. Hirnnerv, dem Nervus Vagus, macht im Grunde das Gegenteil des Symphatikus. Sein Name kommt aus dem lateinischen „vagabundus“, was so viel wie umherschweifen bedeutet. Er ist der einzige der 12 Hirnnerven der bis hinunter in den Bauchraum reicht. Er tritt aus einem schmalen Spalt zwischen zwei Schädelknochen aus und tritt seinen Weg nach unten an.Ist der Nervus Vagus aktiv, so sind wir ruhig und gelassen, das Herz schlägt nicht schneller als nötig und unser Verdauungssystem funktioniert einwandfrei von der Mundschleimhaut bis zum Dickdarm. Das Enterische Nervensystem (ENS) kann man als drittes System betrachten, welches in der Darmmuskulatur eingebettet ist und die Darmtätigkeit steuert. Allerdings unterliegt es zum größten Teil dem Parasymphatikus und Symphatikus.

Aber was geschieht nun in unserem Körper, wenn wir dauergestresst sind? Im Grunde ist das ganz einfach zu verstehen, wenn man sich ansieht, welche Funktionen im Körper angeregt werden, die dem Symphatikus unterliegen. Wir haben zum einen zu hohen Adrenalinspiegel. Adrenalin wird unter normalen Umständen nach einer gefährlichen Situation schnell (nach ca 1-3 Minuten) wieder abgebaut. Als Beispiel eine plötzliche Gefahrensituation im Straßenverkehr. Es war knapp, sie konnten Dank des raschen Adrenalinschubs schnell genug reagieren. Ihr Herz rast, Sie haben schweißnasse Hände, Ihre Atmung geht schnell. Kurz danach fühlen sich ihre Beine an wie Pudding – Adrenalin wird schon wieder abgebaut, Sie beruhigen sich, der Parasymphatikus hat wieder das Steuer übernommen. Aber nun stellen Sie sich vor, Sie haben den ganzen Tag Dauerstress. Auf der Arbeit, wenn Sie nach Hause kommen oder auch schon der Weg zur Arbeit und wieder nach Hause sind stressig genug für einen Tag. Ihre Mechanismen sind also ständig auf Hochtouren. Der Adrenalinspiegel ist auf einem Dauerhoch. Die Nebenwirkungen können dann sein: Bluthochdruck und Herzbeschwerden, erhöhte Blutzuckerwerte (Zucker wird freigesetzt zur Energiegewinnung), Kopfschmerzen, Schwindel, Probleme mit der Verdauung, Mundtrockenheit…die Liste ist lang und hält dieser Zustand an, so können sich Schmerzen und Krankheiten manifestieren.

Was wir brauchen ist also ein ausgeglichenes Nervensystem. Wie gesagt, laufen diese Vorgänge autonom ab, also ohne dass wir es steuern können. Allerdings gibt es doch etwas, was wir tun können. Unseren Parasymphatikus aktivieren, unseren Nervus Vagus auch Ruhe Nerv genannt stimulieren. Neben einer Reduktion der Stressquellen (was aber nicht immer so einfach ist) geht es darum, sich bewusst zu entspannen. Das kann sehr vielfältig sein. Von Meditationen, im Kleinen angewandt durch hören einer Meditation zum Einschlafen oder kurzen Mediationen in der Mittagspause, Spaziergänge vor allem im Grünen (hier ist das Waldbaden am positivsten), Sport, gesunde Ernährung, Musik hören, ein gutes Buch und kleine Pausen im Alltag eingebaut können wahre Wunder bewirken. Regeneration – und Heilungsprozesse können nur stattfinden, wenn unser Körper ruhig und entspannt ist.

Während meiner Behandlung fängt es bei den Patienten an im Bauchraum zu rumoren, als hätten sie Hunger oder würden verdauen, viele wundern sich darüber. Auch schlafen sehr viele dabei ein. Das liegt unter anderem daran, dass das parasymphatische Nervensystem nun die Kontrolle übernommen hat. Der Stresspegel sinkt. Wieder einmal müssen wir feststellen, dass der Körper eine Einheit ist, dass alles zusammen hängt, Struktur und Funktion, Körper, Geist und Seele. Die Entspannung des Nervensytems oder besser gesagt, die Balance dessen ist nicht alles, aber es ist ein sehr guter Anfang.

 

(Bildquelle: physiologie cc; Prometheus, Kopf-Hals- und Neuroanatomie 3. Auflage; Bayrischer Rundfunk)